Die Orgel in Ermstedt wurde, wie schon erwähnt, im Jahre 1833 aufgestellt. Sie ist somit wohl eines der letzten gemeinsamen Werke der Brüder Ernst Siegfried und Johann Michael Hesse.

In der Literatur wird oft auch das Jahr 1830 als Werk-Jahr angegeben. Doch die Recherchen des Ermstedter Ortschronisten Joachim Ritter sprechen in überzeugender Weise dagegen.[1] Das Jahr 1830 ist das Jahr, in dem eine Genehmigung zum Neubau einer Orgel vom Evangelischen Ministerium in Erfurt verweigert, vom Königlichen Landrat jedoch genehmigt wurde, woraufhin die vorhandene schadhafte Orgel wenigstens notdürftig von Ernst Siegfried Hesse repariert wurde.
Es gingen noch zwei Jahre des Streits mit dem Evangelischen Ministerium ins Land, bis es schließlich den Neubau einer Orgel durch die Gebrüder Hesse genehmigte. Wie die Ermstedter es schafften, doch noch eine neue Orgel von der Hesse-Familie zu bekommen, wurde von Joachim Ritter ausführlich zusammengetragen, ebenso die Details des Festgottesdienstes mit Orgelweihe. Da es zu weit führt, diese Recherche hier zu veröffentlichen, wird auf seine Ausführungen in der Broschüre "400 Jahre St. Andreas-Kirche zu Ermstedt" ausdrücklich verwiesen.[2]

Die Orgel kostete 1.750 Reichstaler. Sie wurde am 11. Sonntag nach Trinitatis 1833, das war am 18. August, von Pfr. Friedrich Hironimus Krug feierlich eingeweiht und von der Festgemeinde in Gebrauch genommen.

Die Orgel um 1910

Um 1850 arbeitete Johann Michael Hesse (1806-1856, der Miterbauer der Orgel), wiederum an der Orgel. So ist es im Lexikon norddeutscher Orgelbauer festgehalten. Welche Arbeiten durchgeführt wurden, dazu gibt es nirgends einen Hinweis. In hiesigen Archiven gibt es keinerlei Unterlagen dazu.

Auf der Rückwand des Gehäuses der Orgel hat sich der Orgelbauer Wiegand Helfenbein aus Gotha (1889-1959, eigene Werkstatt ab 1919) mit der kurzen Bleistift-Notiz verewigt, dass er die Orgel renoviert und die Prospektpfeifen für 5.000 Mark erneuert habe. Diese Arbeiten wurden von ihm Anfang der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts durchgeführt. Außer einem Kostenvoranschlag von 1921 gibt es darüber keine Notizen.

Seit etwa 1972 bis zur Wiedereinweihung im September 2022 wurde die Orgel nicht mehr gespielt. Grund dafür war ihr desolater Zustand, der durch Verwüstung und Vandalismus eintrat.

Im Jahr 2017 begannen die Planungen zur Restaurierung der Orgel. Ziel war, sie originalgetreu wieder herzustellen und erklingen zu lassen. Den Orgelprospekt restaurierte Dipl.-Restauratorin Kerstin NItzsche im Jahr 2021. Die Restaurierungsarbeiten der Orgel begann die Firma Orgelbau Waltershausen Ende 2019 und schloss sie erfolgreich und zur großen Zufriedenheit aller Beteiligten im Sommer 2022 ab.
Die Finanzierung gestaltete sich schwierig, zumal während der Restaurierung umfangreiche Schäden zutage traten, die vorher nicht erkennbar waren. Für die Gesamt-Restaurierung (also einschließlich Prospekt) mussten schließlich rund 233.370 € aufgebracht werden. Zur Finanzierung des Projektes trugen mit bei: die Beauftragte für Kultur und Medien der Bundesregierung, das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, der Kirchenkreis Erfurt, die Thüringer Staatskanzlei mit Lotto-Mitteln, Bürger und Betriebe mit zahlreichen Spenden und mit übernommene Orgelpatenschaften sowie einige Stiftungen.

Mit der Wiedereinweihung der Orgel in einem Festgottesdienst am 11.09.2022 wurde die Orgel wieder in Gebrauch genommen.

 



[1]      Hauch, Stephan und Ritter, Joachim: 400 Jahre St. Andreas-Kirche zu Ermstedt, Ermstedt 2013, S. 95f. - Im Lexikon mitteldeutscher Orgelbauer, Bd. 1 THüringen und Umgebung, Pape Verlag Berlin 2019, S. 239, wird ebenfalls 1833 als Werkjahr angegeben.

[2]      A. a. O., S. 95-104.