Am 22. Juni, einem heißen Sonntagnachmittag konnte es nichts Erquickenderes geben, als in der gut gekühlten Ermstedter Kirche dem Rock-Sound des "Symphonic Rock Duo" aus Bruchsal zuzuhören. Es war, ist und bleibt offenbar DIE Musik der Generation 50 Plus, die mehrheitlich und zahlreich die Kirche füllten. Rockmusik ist zeitlos!
Emsig wurden die Titel per Handy aufgenommen und es waren wirklich tolle Entdeckungen darunter. Bachs berühmteste Toccata in d-moll mit spannenden Tempi war ein Hit, "Over the Hills" von Gary Moore war stilprägend für den gaelic Rock, in der Metallica-Komposition "Master of Puppets" klang der Mittelteil verdächtig nach Bach und "Kashmir" von Led Zeppelin mit Schlagzeugsolo klang nach Wüste und Durst. Natürlich gab es auch Filmmusik (Fluch der Karibik) und Titel von Deep Purple und Bon Jovi (Zugabe).
Standing Ovations in der Kirche für Mario Kröger (Orgel) und Alex Wittmann (Schlagzeug), die gerne wiederkommen wollen. Den Enthusiasmus der Ermstedter und ihrer Gäste hatten sie nicht erwartet. - Wieder einmal hat es sich bewahrheitet: In der Orgel steckt ein ganzes Orchester bzw. eine Rockband.
Der Orgelverein bedankt sich für die große Spendensumme und bei allen, die zuverlässig wie immer bei Vor- und Nachbereitungen und am Getränkebuffet helfen.
Ein sehr besonderes Konzert zog am 17. Mai mehr Gäste von außerhalb als aus Ermstedt selbst in die St. Andreas-Kirche. Schon draußen vor der Kirche war am Nachmittag während der Probe ein Singen zu hören, das der menschlichen (Sopran-)Stimme glich. So also klingt ein Theremin?
Es konnte noch ganz anders klingen! Marco Lemme (Orgel) und Clemens Rynkowski (Theremin) spielten ein Dutzend Stücke, bekannt aus Klassik, Musical und Film, die sie extra für Orgel und Theremin eingerichtet hatten und ließen uns damit eine Vielfalt von Klang-Varianten und -möglichkeiten erleben, die beide Instrumente mitbringen.
Das Theremin klingt wie ein endloses, meditatives Singen - als käme es von einem Cello, einer Flöte oder einer Sopranstimme.
Angefangen von „Der Schwan“ aus dem Carneval der Tiere von Camille Saint-Saëns , G.F. Händels oft gehörte Arie „Lascia ch'io pianga“ aus der Oper „Rinaldo“ über Gabriel Faure, Sicilienne, einer Schauspielmusik aus „Pelleas et Melisande“, bis hin zu Vocalisen für Sopran von Rachmaninow , Stücken von Olivier Messiaen, Edward Elgar, Rheinberger, einem irischem Volkslied und Filmmusik aus dem „Zauberer von Oz“ und natürlich als erklatschte Zugabe „Star Trek“: es war ein Fest! Man kam aus dem Staunen nicht heraus.
Wie sensibel das Instrument auf allerlei Einflüsse, z.B. Luftfeuchtigkeit, in der Nähe befindliche elektrische Geräte, ja sogar den Körper des Künstlers reagiert, erläuterte Clemens Rynkowski im Laufe des Konzerts. Das Theremin wurde 1920, also vor 105 Jahren, von Lew Termen in St. Petersburg erfunden. Er war Physiker, Cellist und – Geheimagent. Es ist das einzige Musikinstrument, das berührungslos gespielt wird und dabei direkt Töne erzeugt. Beim Theremin steuert die Position der Hände gegenüber zwei Elektroden (als „Antennen“ oder Spielantennen fungierende Metallstäbe als Hochfrequenzsender) die Tonhöhe sowie die Lautstärke. Das konnten die Zuschauer nach dem Konzert ganz aus der Nähe erleben.
Ende der 1920er Jahre entstanden Kompositionen für Theremin, dessen „Aetherwellen-Musik“ wurde immer bekannter. 1932 musste die Pariser Oper die Polizei rufen, um der Zuschauermassen Herr zu werden, die eine Theremin-Vorführung sehen wollten.
Ab 1945 wurde es häufig eingesetzt, um unheimliche Musik und Gänsehaut auslösende musikalische Effekte in Spuk- und Science-Fiction-Filmen hervorzubringen (z.B. in Hitchcock-Filmen).
Es war ein rares, deshalb um so größeres Erlebnis, dieses Instrument und seinen wohligen, meditativen Klang gemeinsam mit dem unserer Orgel zu erleben.
Die Gäste des 2. Konzertes in der Reihe „Ermstedter Musiksommer 2025 - Orgel mal anders“ erlebten am 11. Mai einen spannenden und vor allem klangstarken Dialog zwischen Orgel (André Jolig, Leipzig) und Saxophon (Holger Arndt, Erfurt).
Teile des Konzertes waren ein gerne gehörtes und akklamiertes Revival von „Lift“, der Artrockband, in der André Jolig zehn Jahre lang Keyboard spielte. Zu hören waren u.a. die Stücke „Vincent van Gogh“, „O du falsche Schöne“ und das „Liebeslied“.
Beide Künstler gaben einander auch Raum für Soli: freie Improvisationen an der Orgel bzw. Solostücke für Saxophon.
Dann kamen die „Ohrwürmer“: „My Song“ von Keith Jarrett, J.S. Bachs Choralpräludium „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ oder aus der amerikanischen Gospelszene „A Quiet Place“ von Take 6.
Der raumfüllende (Zusammen-)Klang der Instrumente war ein Erlebnis, eingehüllt in Töne deren Farben und Schwingungen zu spüren und den manchmal wehmütigen Klang des Saxophons zu genießen.
Ein großes Dankeschön an die Künstler – sie kommen gerne wieder.
Ursprünglich hatten wir mit "Starlights-LIVE" zwei Orgelshows im April in unserer St. Andreas Kirche geplant. Doch auf die Karten gab es einen so großen Ansturm, dass wir uns in Abstimmung mit dem Organist Nico Wieditz auf ein drittes Orgel-Show-Konzert verständigt hatten. Und auch dieses war dann nahezu ausverkauft.
Nico Wieditz vermochte es großartig, die insgesamt 530 Zuhörer in seiner Orgel-Show regelrecht zu verzaubern. Denn er hielt, was er verspricht: Mit einem wahren Feuerwerk an Musik, Lichteffekten und großartiger Unterhaltung weckte er beim Publikum aller Altersgruppen viele Emotionen und begeisterte sie für die faszinierende Welt der Orgelmusik. Mit virtuos interpretierter Musik von Pop und Rock über Klassik bis hin zu berühmten Film- und Musicalmelodien entfachte er ein wahres Feuerwerk, durchzogen mit seiner charmanten, humorvollen und oft auch satirischen und zum ernsthaften Nachdenken anregenden Moderation. Die Zuhörer dankten ihm mit lang anhaltendem, tosendem Applaus und rangen Nico Wieditz mehrere Zugaben ab.
Den vielen Besuchern versprach er, mit einer neuen Show wieder zu uns zu kommen.
Das letzte Konzert in der Ermstedter Sommerkonzert-Reihe gehörte ganz allein der Orgel, der Königin der Instrumente.
Tatsächlich lässt sich auf relativ großen Orgeln wie der unsrigen ein Farbenreichtum, eine Klangvielfalt und -fülle erzeugen wie auf keinem anderen Instrument.
Lukas Klöppel, noch Student der Kirchenmusik und schon als Kantor im Regionalpfarramt Greußen-Großenehrich tätig, spielte Stücke aus drei Jahrhunderten, von Bach bis Brahms. Er legte viel Sorgfalt auf die Registrierung und ließ die Konzertbesucher hören, welch einen Farbenreichtum, Klangvielfalt und -fülle die Ermstedter Orgel zu erzeugen vermag.
Beispielsweise klang jeder der 8 Verse des Liedes „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr‘“ anders. Einmal dominierte die silbrige Flöte mit himmlischen Triolen, dann die Posaune und in der letzten Strophe vereinten sich alle Register zu rauschendem Klang.
Den Konzertschluss krönte Bachs Fantasia G-Dur, in manchen Teilen zart wie ein Glockenspiel und im Finale mit vollem Werk grandios ausklingend.
Nun gibt es eine Konzertpause bis in den Advent.